Altersvorsorge aufbauen Schritt 7: Strategie verstehen
Falls du dich gefragt hast, wieso deine Renteneinkünfte in ein Basis- und Zusatzeinkommen eingeteilt werden sollten, erfährst du im Folgenden die Antwort.
Wie bereits erwähnt, empfehlen wir das Zusatzeinkommen durch Entnahmen aus frei verfügbarem Vermögen zu finanzieren, welches im Rentenalter weiterhin in Kapitalanlagen deiner Wahl investiert ist. So kann es im Rentenalter noch für dich arbeiten und Rendite erzielen.
Das Basiseinkommen hingegen empfehlen wir durch einen Versicherungsträger (gesetzliche Rentenversicherung oder privates Versicherungsunternehmen) als lebenslange Rente auszahlen zu lassen. Versicherungen investieren dein Vermögen in der Rentenphase übrigens auch, wodurch sich die garantierte Rentenauszahlung erhöhen kann. Allerdings investieren sie eher risikoarm und du kannst nicht mitentscheiden, wie es angelegt wird.
Dein frei verfügbares Vermögen kannst du nach Belieben anlegen, zum Beispiel in ein ETF-Depot. Du hast also die Möglichkeit, höhere Risiken einzugehen als eine Versicherung, wodurch natürlich langfristig höhere Renditen möglich sind.
Exkurs: Lebenslange Rentenauszahlungen durch Versicherungen lohnen sich nicht– ein Irrglaube
Es wird häufig behauptet, dass sich lebenslange Rentenauszahlungen durch Versicherungen nicht lohnen würden. Das sollte man jedoch differenzierter betrachten. Dafür muss man aber zunächst verstehen, wie eine lebenslange Rentenauszahlung der Versicherung kalkuliert wird:
Eine Versicherung hat die verantwortungsvolle Aufgabe, alle versicherten Personen lebenslang auszuzahlen. Hierfür müssen potenzielle Kosten für die Verwaltung, ein durchschnittliches Sterbealter und Rendite durch Kapitalanlagen angenommen werden. Für die garantierte Rentenauszahlung wird hier bei einer seriösen Versicherung mit sehr pessimistischen Werten gerechnet. Die garantierte Rente ist quasi eine Art Worst-Case-Szenario: hohe Kosten, stark steigende Lebenserwartung, niedrige Renditen in der Rentenphase. Sollten diese Parameter besser ausfallen als für den Worst Case angenommen, entstehen sogenannte Überschüsse, die wiederum für höhere Renten aller Versicherten sorgen. Der oft populistische Vorwurf, Versicherungen würden sich durch besonders pessimistische Rentenkalkulationen bereichern, ist daher aus unserer Sicht nicht wirklich berechtigt.
Tipp
Für die Frage, ob sich eine lebenslange Rentenauszahlung lohnt, sollte man also nicht nur mit der lebenslang garantierten Rente, sondern auch inklusive, trotzdem vorsichtig angenommenen, Überschüssen rechnen. Das wird leider in vielen Artikeln, welche die Rentabilität von lebenslangen Rentenauszahlungen untersuchen, nicht gemacht, so dass sie oft viel schlechter wegkommen, als das in der Realität der Fall ist. Für den Teil des Renteneinkommens, den man für sich als Mindestgröße definiert, halten wir die garantierte, lebenslange Verrentung durch Versicherungen somit weiterhin für sehr geeignet.
Der Entnahmeplan aus Kapitalanlagen ist somit renditeseitig attraktiver als lebenslange Rentenauszahlungen, sofern du bereit bist, höhere Risiken zu tragen als die Versicherung. Trotzdem halten wir es für sehr wichtig, dass du im Rentenalter einen Einkommensbestandteil hast, auf den du eine lebenslange Garantie hast. Das frei verfügbare Kapital kann nämlich trotz der möglicherweise höheren Rendite im Rentenalter vollständig aufgebraucht sein, bevor man verstirbt. In dem Fall würde ein ausreichendes Basiseinkommen durch eine lebenslange Rente für einen “weichen Fall” sorgen.
Du solltest außerdem nicht unterschätzen, welche beruhigende Wirkung das Basiseinkommen für dich haben kann, wenn das frei verfügbare Kapital im Wert schwankt. Stell dir einfach vor, du hättest gar kein Basiseinkommen und wärst ausschließlich auf Entnahmen aus einem ETF-Depot angewiesen. Im Alter von 85 Jahren verliert dein Portfolio aufgrund einer Finanzkrise plötzlich stark an Wert, was historisch gesehen immer wieder in Zyklen geschieht und somit fürs Rentenalter keine Eventualität, sondern hochwahrscheinlich ist. Das kann psychologisch sehr belastend sein. Man spricht hier von hohen emotionalen Kosten, die eine solche „Ein-Produkt-Strategie“ mit sich bringen würde. Eine monatliche, lebenslang garantierte Rente würde dem entgegenwirken, so dass Wertschwankungen der Kapitalanlagen, aus denen wir dann lediglich das Zusatzeinkommen finanzieren, entspannt auch über viele Krisenjahre am Stück durchlebt werden können.
Tipp
Wir empfehlen die Kombination aus beidem: lebenslang, garantierte Rentenauszahlung durch Versicherungsunternehmen sowie Entnahmen aus selbst gewählten Kapitalanlagen.
Für diese unterschiedlichen Auszahlformen gibt es unterschiedliche Produktarten, die du dir nun zusammenstellen kannst. Zu diesen kommen wir im nächsten Schritt.
Wenn du dich zu der Entwicklung einer passenden Produktstrategie beraten lassen möchtest, solltest du unbedingt darauf achten, dass du dir eine Honorarberatung suchst, bei der der oder die Honorarberater:in unbedingt folgende zwei Registrierungen haben sollten (und zwar beide, nicht nur eine von beiden):
- Versicherungsberater:in nach § 34d Abs. 2 GewO
- Honorar-Finanzanlagenberater:in mit Erlaubnis nach § 34h GewO
Warum das so wichtig ist? Erstens sollte es natürlich generell eine beratende Person sein, die ihr Honorar vor allem für die Beratungsdienstleistung berechnet, damit bezüglich der Produktabschlüsse ein möglichst geringer Interessenskonflikt besteht. Zweitens sollte die Person sowohl Kenntnisse zu Versicherungs- sowie Geldanlageprodukten haben, um auch hier nicht von nur einem Fachgebiet befangen zu sein. Wenn ein:e Honorarberater:in beispielsweise nur die Lizenz für Finanzanlagen hat, wird diese:r dir keine kompetente Beratung zu Versicherungsprodukten anbieten können und dir höchstwahrscheinlich auch keine Versicherungsprodukte empfehlen. Das wäre aus unserer Sicht jedoch fahrlässig, denn besonders empfehlenswert ist vor allem die Kombination aus guten Finanzanlage- sowie Versicherungsprodukten.
Tipp
Im Modul „Strategieberatung“ der maiwerk-Altersvorsorgeberatung erarbeiten wir einen auf dich individuell zugeschnittenen Plan für die Altersvorsorge auf Basis deiner persönlichen finanziellen Risikobereitschaft. Damit du dich bewusst, fachlich fundiert und mit einem guten Bauchgefühl für und gegen bestimmte Varianten der Altersvorsorge entscheiden kannst, versorgen wir dich bereits vor der Beratung mit Basiswissen zu strategischen Grundüberlegungen staatlicher Versorgungssysteme, betriebliche Altersvorsorge, Rürup-Rente, Riester-Rente, Privatrenten und geeignete Kapitalanlagen sowie deren Vor- und Nachteile.